Geschichte
Die Gründung des Vereins
Man schrieb das Jahr 1899 und die Burschen Jakobneuhartings und anderer Orte der Gemeinde Frauenneuharting blickten neidvoll auf das blühende Vereinsleben benachbarter Burschenvereinigungen. Schon lange beherrschte die Idee der Gründung eines eigenen Vereins die Wirtshausgespräche der jungen Burschen.
Am 18. Juni 1899 war es dann so weit. Eine ganze Reihe junger, gleichgesinnter Männer traf sich im „Gasthaus zur Post“ in Jakobneuharting, um die Gründung eines Vereins zu beschließen. Der Name desselben sollte sein: „Burschenverein Frohsinn Jakobneuharting“.
An die Spitze des Vereins wählte man Simon Rauth von Haus. Ihm zur Seite standen im Vereinsvorstand: Josef Huber, Josef Sauer, Josef Angerer, Josef Perfler, Lorenz Lenz, Josef Untereichmeier und Balthasar Spötzl. Der Verein fand in den Wochen nach seiner Gründung regen Zuspruch und konnte bereits im Herbst des Gründungsjahres 64 Mitglieder aufweisen. In der damaligen Satzung war als Vereinszweck vor allem die „Förderung des sittlichen Gesellschafts- und Gemeinsinns“ festgehalten.
Im Jahr 1900 ließ die Vorstandschaft den Verein ins Vereinsregister eintragen. So man ches spätere Vereinsjubiläum orientierte sich deshalb an diesem Datum. Noch im gleichen Jahre wurde durch den neugegründeten Burschenverein erstmals vor dem Bichlerischen Gasthof in Jakobneuharting ein Maibaum aufgestellt, ein guter Brauch, den der Verein bis auf den heutigen Tag lebendig erhält, indem er in den Regel alle fünf Jahre einen neuen Maibaum aufrichtet.
Überhaupt entfaltete der neue Verein gleich ein reges Vereinsleben, bei dem vor allem die Burschenbälle Höhepunkte des Vereinsjahresprogramms bildeten. Gleichzeitig waren diese auch die Geldquelle für die Rekrutenunterstützung, die sich der Verein als Aufgabe vorgenommen hatte und die ihn vorübergehend als „Burschen- und Rekruten Unterstützungsverein“ firmieren ließ. Laut Vereinschronik erhielt jedes Mitglied des Vereins, das gerade seinen Militärdienst ableistete, im Jahr einen Geldbetrag von sechs Mark aus der Vereinskasse – sicher ein willkommener Zuschuss zum kärglich bemessenen Sold. Wie ernst man die Verbundenheit des Vereins mit seinen Rekruten nahm, zeigt ein Bericht im Amtsblatt des Amtsbezirks Ebersberg vom 28. Oktober 1899 über eine eigene Abschiedsfeier.
Es hieß dort: … „Am letzten Samstag veranstaltete der Burschen-Verein Jakobneuharting eine Abschiedsfeier für seine zum Militär einrückenden Mitglieder. Hier konnte man sehen, wie schön es ist, wenn in einem Vereine die Eintracht und Liebe herrscht. Es war wirklich ein unterhaltender Abend und wird für die Rekruten, wie auch für die Mitglieder eine bleibende Erinnerung sein. Da der Verein den edlen Zweck hat, dürftige Rekruten zu unterstützen, so bekamen die Rekruten ein schönes Geldgeschenk. Herr Bürgermeister Rauth hielt eine Ansprache und betonte besonders, daß noch nie in hiesiger Gemeinde ein so schönes Rekrutenfest gehalten worden sei. Mit dem Wunsche, daß der Verein immer so fest zusammenhalten möge, wie bisher und ein letztes Lebewohl, an die Rekruten, schloß der Redner. Nur allzu früh vergingen die Stunden und erst als man gewahr wurde, dass es schon weit über Mitternacht ist, dachte man daran, daß es Zeit zum nachhausegehen sei.“
Die Standartenweihe
Ein wichtiges Statussymbol der Burschenvereine war und ist bis auf den heutigen Tag eine eigene Fahne oder Standarte. Letztere wurde auch gleich im zweiten Jahr des Bestehens des Jakobneuhartinger Burschenvereins angeschafft und feierlich geweiht. Über diesen auf den 29. Juli 1900 anberaumten Festtag berichtete der Ebersberger Anzeiger wie folgt:
„Am Sonntag feierte der Burschen-Rekruten- Unterstützungsverein Jakobneuharting bei günstiger Witterung seine Standartenweihe. Früh 5 Uhr verkündeten Böllerschüsse die Ankunft des Festtages. Um halb 9 Uhr war Festgottesdienst in der Filialkirche dortselbst, worauf der neugeweihte Priester Hochwürden Herr Josef Niedermaier von Rinning die Weihe der Standarte vornahm und eine schöne Ansprache an die Versammelten hielt. Vor Aufstellung des Festzuges, welcher Nachmittags halb 2 Uhr stattfand, ergriff der 1. Vorstand des festgebenden Vereins, Herr Simon Rauth, das Wort und hielt eine begeisternde Ansprache an den Patenverein, den Burschen-KR.-Verein Schönau-Hohenthann, worauf der 1. Vorstand genannten Vereins, Herr Kaspar Voglrieder in herzlichen Worten erwiderte. Hierauf wurde Herr Karl Stemplinger, Theilhaber der Firma F. Metzger in Rosenheim das Wort erhielt und betonte derselbe namentlich den edlen Zweck des Vereines, welcher darin besteht, Rekruten, welche berufen werden, des Königs Rock zu tragen, mit Geldbeträgen zu unterstützen und daß dieser edle Gedanke auf dem Lande entsprossen ist. Zum Schlusse wurde ein dreifaches Hoch auf Se. Kgl. Hoheit den Prinzregenten und auf das fernere Blühen und Gedeihen der aus Nah und Fern herbeigeeilten Vereine ausgebracht.
Nach Vertheilung der Erinnerungsbänder wurde der Festzug zusammengestellt und bewegte sich derselbe vom Bichler’schen Gasthause nach der nahegelegenen Ortschaft Haus und wieder zurück, worauf er sich auflöste. An dem Festzuge betheiligten sich 12 Vereine mit 3 Fahnen und 4 Standarten. Die neue Standarte wurde von 2 Soldaten des 13. Inf. Reg. in Uniform begleitet. Küche und Keller des Wirthes ließen nichts zu wünschen übrig und trug der vorzügliche Stoff aus der Brauerei Gebr. Höfter in Steinhöring so viel dazu bei, daß die Festgäste alle befriedigt den Festplatz verließen.“
Im Jahre 1912 wurde die dergestalt feierlich geweihte Standarte in eine Fahne umgearbeitet und alsdann aufs neue ihre Bestimmung übergeben.
Die Neugründung des Burschenvereins Frohsinn Jakobneuharting
Als in der Zeit des Nationalsozialismus im Rahmen der Gleichschaltung allen nicht regimekonformen kirchlichen und weltlichen Vereinen ihre Existenzgrundlagen entzogen wurden, war auch das Ende der beiden Burschenvereine in der Gemeinde Frauenneuharting gekommen. Der Protokollführer des Burschenvereins Jakobneuharting schrieb da - rüber am 1. Januar 1940 sehr vorsichtig:
„Seit Januar 1937 ruht die ganze Arbeit der Jungbauernschaft. Es ist dies zurück zuführen auf die Mehrarbeit des gesam ten deutschen Volkes und damit der deut schen Landjugend. SA und die Verbän de Adolf Hitlers sowie die deutsche Wehrmacht lösten die Vereinstätigkeit.“ Mit Hilfe des noch in der Vereinskasse befindlichen Geldes konnten die an der Front befindlichen Vereinsmitglieder im Jahre 1940 mit Feldpostpaketen versorgt werden.
Fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches und am Ende des Zweiten Weltkrieges fanden sich wieder Burschen zusammen, um den Burschenverein Jakobneuharting neu zu gründen. Im Protokollbuch lesen wir darüber unter dem 1. Januar 1950: „Bei der heutigen Generalversammlung wurde beschlossen und zu Protokoll genommen, daß der Burschenverein Frohsinn wieder neu gegründet wurde.“
In die Vorstandschaft des Vereins wurden berufen: 1. Vorsitzender: Josef Thoma 2. Vorsitzender: Johann Mittermeier 1. Beisitzer: Johann Binder 2. Beisitzer: Josef Hutterer Schriftführer August Artmann Kassier: Karl Meier Fähnrich: Johann Kleiner 1. Revisor: Eduard Grugaert 2. Revisor: Otto Winkler Außerdem gehörten noch 21 weitere Mitglieder dem neu gegründeten Verein an.
Der Burschenverein Jakobneuharting feiert sein 50-jähriges Bestehen
Noch im Jahr seiner Wiedergründung feierte der Burschenverein Frohsinn Jakobneuharting ein großes Jubiläum, nämlich das seines 50jährigen Bestehens. Über dieses Ereignis schrieb der damalige Schriftführer des Vereins unter dem 28. Mai 1950 in sein Protokollbuch: „Burschenverein jubiliert!
Das 50. Stiftungsfest des Burschenvereins ,Frohsinn‘ war ein richtiges Volksfest. Schon am frühen Morgen fanden sich zahlreiche Schaulustige ein, um beim Emfpang der 12 auswärtigen Vereine zugegen zu sein, von denen einige mit Fahnen und Musik erschienen waren. Da von vornherein mit starker Beteiligung gerechnet worden war, hatte man den Gottesdienst und die Fahnenweihe vorsorglich ins Freie verlegt. Trotz des unfreundlichen Wetters hielt Hochwürden Pfarrer Hermann, Frauenneuharting, die heilige Messe und sprach in seiner Predigt besonders die katholische Jugend an.
Im Saal des Gasthofs Meier wurde dann der Fahnenkuss zwischen dem Banner des Patenvereins ,Schönau‘, Bezirk Aibling, und der neuen Fahne mit den üblichen Zeremonien vollzogen. Am Nachmittag gedachte die Festgemeinde am Kriegerdenkmal der gefallenen und verstorbenen Vereinsmitglieder. Ihnen zum Gedächtnis wurde ein schwarzes Samtband mit den eingestickten Namen der Toten an die Fahne geheftet.
Der geplante Tanz im Freien konnte wegen der schlechten Witterung nicht stattfinden, ein Umstand, der das Fest aber keineswegs beeinträchtigte.
Der bisherige Vorsitzende, Josef Thoma, hat sich von seinem Verein verabschiedet, an seine Stelle trat Deinzer jun., Jakobneuharting, als 1. Vorsitzender. In seiner Hand lag die Ausgestaltung des wohlgelungen Festes.“
Frohsinn unterm Maibaum
„Frohsinn und Heiterkeit unterm Maibaum“
– mit diesen Worten überschrieb die Ebersberger
Zeitung ihren Bericht vom Jakobneuhartinger
Burschenfest am 1. Mai des Jahres
1965. An diesem derart charakterisierten
Feiertag galt es neben der Errichtung des
Maibaumes die Weihe der renovierten Vereinsfahne
vorzunehmen. Entsprechend war
für dieses Fest, über das der Burschenverein
Schönau die Patenschaft übernommen hatte,
ein großes Programm vorgesehen. Die Emmeringer
Blaskapelle spielte schon in den
frühen Morgenstunden den Weckruf. Als die
Gastvereine aus Anzing, Attel, Bruck und
Oberndorf sowie der Trachtenverein Steinhöring
beim Vereinslokal „Gasthaus zur Post“
versammelt waren, begann der Kirchenzug
zum örtlichen Gotteshaus, wo Pfarrer Kaspar
Hermann im Rahmen des Festgottesdienstes
die Weihe der neuen Vereinsfahne vornahm,
die auf der einen Seite die Gestalt von Sankt
Martin und auf der anderen den Wahlspruch
des Vereins „Frisch, fromm, fröhlich, frei“
zeigte. Pfarrer Hermann gab der „Neugeweihten“
noch folgende Worte mit auf den Weg:
„Möge diese Fahne allen, die sie tragen und
die ihr folgen, allzeit Glück bringen!“
Nach dem Gottesdienst setze sich unter Böllerschüssen und Marschmusik der Festzug Richtung Tegernau in Bewegung. Wieder zurück beim Vereinslokal fand man sich dort zum Frühschoppen zusammen.
Am frühen Nachmittag fuhr dann unter Musikbegleitung der von vier Pferden gezogene Wagen mit dem Maibaum vor. Letzterer wurde nun unter der Anfeuerung der zahlreichen Zuschauer von kräftigen Burschenarmen nach dem Kommando von Sebastian Sauer in die Höhe gestemmt. Als das über 30 Meter hohe Brauchtumssymbol schließlich fest im Boden verankert das Zentrum Jakobneuhartings schmückte, mag so mancher Bursch dort verschmitzt lächelnd daran empor geblickt und sich dabei der lustigen Begebenheiten erinnert haben, die sich vor kurzem um den Baum und seinen Schmuck zugetragen hatten.
100-Jähriges Gründungsfest im Jahr 1999
Das hundertjährige Gründungsfest des Burschenvereins im Jahr 1999 warf seine Schatten schon lange voraus. Bereits ein Jahr im Voraus wurde ein Festausschuss einberufen, der mit der Organisation des Festes betraut war. Ein hundertjähriges ist natürlich immer eine besondere Sache und deshalb wurde viel Detailgenauigkeit und eine professionelle Planung an den Tag gelegt.
Nachdem also die Festschrift, die Organisation der Festjungfrauen mit Ihren Gewändern, der Nachweis der Gesundheitszeugnisse, der Helfer, die Erinnerungsgaben, die große Tafel zur Gründungsfeier usw., erstellt war, ging es Anfang der Festwoche mit dem Aufstellen des Festzeltes richtig los. Die unzähligen Kleinigkeiten, die im Vorfeld eines Burschenfests notwendig sind, erforderten den ganzen Einsatz aller Burschen.
Das Fest begann am Donnerstag mit Burschen wettkämpfen, zahlreiche Nachbarvereine waren am Start und lieferten sich beim Maßkrugstemmen, Armdrücken und bei eigens erfundenen Spielen, einen heißen Kampf. Wie jeden Tag, war auch bereits am Donnerstag ein großer Barbetrieb.
Am Freitag musste dann das „Schlammcatchen“ vorbereitet werden, hierzu musste extra ein besonderer Schlamm angerührt werden. Und die Schlammcatchbühnen im Zelt installiert werden. Die gesamt „Show“ am Abend war sehr lustig und alle Besucher, aber auch die Damen im Ring, hatten ihren Spaß. Die Party dauerte bis spät in die Nacht – im Anschluss musste natürlich das Zelt für den nächsten Abend noch vorbereitet werden.
Am nächsten Tag trat die Band Big Trouble auf und Gäste aus Nah und Fern kamen um diese „Show“ zu sehen. Die Bühne musste für diese Band extra erweitert werden, die Technik und die band viel Platz benötigten. Spät in der Nach musste dann noch aufgeräumt und alles für den großen Tag vorbereitet werden.
Einige Burschen schliefen von Samstag auf Sonntag gar nichts, um noch alles vorzubereiten.
Dann stand schon die Entscheidung an, ob der Festgottesdienst im Freien, wo extra ein festlich geschmückter Altar aufgebaut wurde, oder im Zelt stattfinden soll. Wir entschieden uns dann für das Zelt, da das Wetter zu unsicher war und es auch kurz während des Gottesdienstes regnete. Ab 11.00 Uhr herrschte dann aber strahlender Sonneschein. Die Gäste waren so zahlreich, dass wir zahlreiche Vereine und Besucher auf Bänke im freien ausquartieren mussten. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil, die Moskitos heizten das Zelt noch zusätzlich auf und um ca. 14.00 Uhr war so die Stimmung auf dem absoluten Höhepunkt.
Zwischenzeitlich wurden noch die Ehrengaben sowie die „Meist-„ und „Weitestpreise“ überreicht. Die Vereine blieben aber noch bis in den Abend und es wurde noch lange an der Bar gefeiert.
Am Montag fand dann das Kesselfleischessen mit der Frauenneuhartinger Blasmusik statt, hier konnten endlich auch die Mitglieder des Vereins den guten Verlauf des Festes ein wenig genießen und so dauerte es auch zurecht ein bisschen länger in der Bar. Am nächsten Tag hieß es jedoch schon wieder früh aufstehen um das Zelt abzubauen und aufzuräumen. Das 100 jährige Gründungsfest war für jedes Mitglied ein ganz besonderes Erlebnis und förderte besonders die Kameradschaft und den Zusammenhalt im Verein.